Sonntag, 20. Juni 2010

Zu Gast bei drei WM-Spielen in vier Tagen

Bevor es für mich zum zweiten Spiel unserer Nationalmannschaft nach Port Elizabeth ging durfte ich mir noch das Spiel der Schweizer gegen meinen persönlichen WM-Favoriten Spanien anschauen, da wir von WhizzKids United aus einige Kinder aus der Township Umlazi mit ins Stadion nahmen.

Vor dem Spiel fiel mir vor allem auf, wie viel Wert die schweizer Fans auf ihr Outfit gelegt haben, da auffallend viele von ihnen verkleidet waren, sei es als Krankenschwester, Fußball oder Kuh. Anstatt Vuvuzelas hatten sehr viele Rot-Weiße Kuhglocken umhängen und machten damit ordentlich Krach.

Verglich man die Aufstellungen beider Mannschaften, dann war schnell klar, dass die Spanier mit Spielern wie Villa, Torres und Iniesta um einiges besser aufgestellt waren als die Alpenbewohner. Dennoch feuerte ich natürlich unseren sympathischen Nachbarn an, die überraschend mit 1:0 als Sieger vom Platz gehen durften. Glückwunsch in die Schweiz!

Mein Trip nach Port Elizabeth wäre fast daran gescheitert, da ich meinen Wecker falsch eingestellt hatte. Eigentlich wollte ich am Donnerstag bereits um 5.30 Uhr in der Früh aufstehen, um mich in Ruhe fertig machen zu können und meine Sachen zu packen, allerdings wurde ich erst um 6.15 Uhr durch einen Anruf meines Arbeitskollegen Paul geweckt, der mich zum Busbahnhof fahren sollte. Abfahrt war übrigens um 6.45 Uhr.

Dank des Anrufs von Paul erwischte ich den Bus dann doch in letzter Minute, auch wenn ich nur die Hälfte der für den Trip notwenigen Utensilien in meinem Rucksack hatte. Mit meinem Trikot, der Eintrittskarte und der Deutschland-Flagge hatte ich allerdings die wichtigsten Sachen beisammen und konnte somit die 14-stündige Busfahrt in den Süden antreten, auf der ich auf den Spitzen einiger Berge sogar meinen ersten Schnee in Südafrika zu sehen bekam.

Angekommen in Port Elizabeth machte ich mich auf den Weg in das Barviertel „Boardwalk“, wo ich auch weniger später „Schöbi“-Schreie zu hören bekam, die von meinen Studienkollegen Nico, Mutzi und Fabian stammten. Die Kapstadt-Clique war somit mit Ausnahmen von Judith und Steffen wieder vereint und konnte mit vielen weiteren Deutschen den Abend vor dem Serbien-Spiel feiern.

Bis um halb drei zogen wir in Port Elizabeth um die Häuser, ließen es aber doch eher ruhig angehen. Da das Hotel der Serben auf unserem Heimweg zu Mutzi´s Wohnung lag, ließen wir es uns auch nicht nehmen, einige Male zu hupen als wir direkt am Hotel vorbei fuhren. Da ich auf Grund meines Verschlafens natürlich die Hälfte meiner Sachen vergaß, hatte ich auch keine Decke eingepackt, weswegen ich die Nacht mit zwei Handtüchern auf dem Fußboden verbringen durfte, was nicht unbedingt komfortabel war.Immerhin an mein Kissen hatte ich gedacht.

Am Freitagmorgen waren wir dann schon ganz heiß auf das Spiel. Zusammen mit Nico machte ich mich deswegen auf den Weg zum deutschen Mannschaftshotel, wobei wir kurz zuvor noch zwei serbische Nationalspieler am Strand trafen, die sich mental auf das Spiel vorbereiteten und denen wir noch viel Glück wünschten. Von Deutschland aus versorgte uns Nico´s Freundin Judith mit aktuellen Informationen aus dem Frühstücksfernsehen, wo sich die deutsche Nationalmannschaft befand und wann sie den Bus betreten werden würde. Ihr dürft mich von nun an also als Groupie beschimpfen. Allerdings war es auch mal nett, das ganze Team inklusive Funktionären von nah zu sehen, wenn auch nur für ein paar Minuten.

Nach einem Frühstück bei Mc Donalds ging es dann für Nico und mich zum Nelson Mandela Bay Stadion, wo wir uns mit dem Rest unserer Gruppe trafen und anschließend unsere Plätze einnahmen. Da ich meine Karte erst spät gebucht hatte, saß ich ganz alleine auf einem Platz, allerdings direkt in der Deutschland-Kurve. Die Stimmung war wie das Wetter absolute Spitze und das Stadion erstrahlte in schwarz/rot/gold. Auch das Spiel war sehr schön anzuschauen und vor allem spannend. Zum Ergebnis muss ich mich aber nicht weiter äußern, das ist schließlich bekannt. Obwohl das Resultat nicht für die Nationalelf sprach hat sie dennoch ein super Spiel abgeliefert und ich bin mir sicher, dass wir die zweite Runde erreichen werden.

Kurz nach dem Spiel mussten sich die Durbaner Fabian, seine Freundin Gabi und ich etwas beeilen, da wir unsere erneut 14-stündige Busfahrt zurück in den Norden antreten mussten. Schade eigentlich, denn ich hätte trotz des Ergebnisses gerne noch eine Weile mit den vielen deutschen Fans gefeiert. Vielleicht klappt es dann ja beim Halbfinale in Durban.

Ein Grund für die frühe Heimreise war, dass ich am Samstag Karten von WhizzKids für das Spiel Holland gegen Japan hatte, natürlich wieder in Begleitung einiger Kids. Viele Japaner waren vor Ort im Moses-Mabhida-Stadion, allerdings erstrahlte das Stadion hauptsächlich in den Farben der Oranje, was mich natürlich noch mehr dazu motivierte, die Japaner zu unterstützen.

Auch in diesem Spiel fiel nur ein Tor und das auch noch für die Niederländer. Die kleinen Japaner schlugen sich aber tapfer gegen die Spieler van Persie, Sneijder und Co. und haben durch ihre Schnelligkeit gezeigt, dass durchaus mit ihnen zu rechnen ist und sie das Potenzial haben, dem einen oder anderen Favoriten ein Bein zu stellen.

Alles in allem waren die letzten Tage einfach nur weltklasse, wenn auch sehr anstrengend. Schade ist nur, dass ich keine Tickets mehr für weitere Deutschland-Spiele habe, vor allem für das „Endspiel“ am Mittwoch gegen Ghana in Johannesburg.

Ich hoffe, Ihr drückt zu Hause weiterhin die Daumen und zelebriert eine wunderschöne Fußball Weltmeisterschaft in einem atemberaubenden Land.

Keine Kommentare: