Am Montag fand an der „Ostfalia – Hochschule für angewandte Wissenschaften“ die mittlerweile 9. Fachtagung blickpunkt sportmanagement statt, die bereits eine Woche vor dem Veranstaltungstag restlos ausverkauft war. Zum Thema „Spannungsfeld Sport – Tradition vs. Kommerz“ referierten an der Fakultät in Salzgitter neben dem Geschäftsführer von Borussia Dortmund, Hans-Joachim Watzke, weitere Experten aus dem Bereich des Sportbusiness.
Der Zwiespalt zwischen Tradition und Kommerz wurde vom Organisations-Komitee der diesjährigen Fachtagung rund acht Monate vor dem eigentlichen Veranstaltungstag als Thema festgelegt. Dass die Thematik aktueller denn je ist, zeigen die kürzlich in den Medien kommunizierten Aussagen des Geschäftsführers von Borussia Dortmund, Hans-Joachim Watzke, der sich gegenüber Fußball-Bundesligisten wie dem VfL Wolfsburg und der TSG Hoffenheim äußerst kritisch äußerte.
Mit der Aussage „Ich muss mich heute sehr politisch ausdrücken, Deutschland besteht aus vielen Heuchlern“ startete Watzke seinen halbstündigen Vortrag, wobei er darauf hinwies, nicht näher auf die Diskrepanzen der vergangenen Woche einzugehen. Mit seiner frechen und sympathischen Art erklärte der BVB-Funktionär zugleich die Philosophie eines Traditionsvereins am Beispiel von Borussia Dortmund und stichelte dennoch des öfteren gegen die Vereine aus Wolfsburg und Hoffenheim. Am Ende seines Vortrags lud Hans-Joachim Watzke (Photo oben) die gesamte Zuhörerschaft des Plenums für das vorletzte Saisonspiel gegen den Werksclub aus Niedersachsen ein, um ihnen die Möglichkeit zu geben, sich selbst „von der Leidenschaft, Echtheit und Authentizität eines Traditionsclubs“ überzeugen zu können, was ein weiterer Wink mit dem Zaunpfahl in Richtung des Werksclubs war.
Zuvor begrüßte die Leitung des Organisations-Komitees um Judith Neumann und Jens Bachmann gegen 9 Uhr morgens die knapp 400 Besucher sowie die angereisten Referenten, bevor Prof. Dr. Wolf-Rüdiger Umbach, Präsident der Ostfalia, der Dekan der Hochschule Prof. Dr. Gunther Trost sowie Hermann Eppers, Bürgermeister der Stadt Salzgitter, das Wort ergriffen.
Im Anschluss an die einführenden Worte des Dozenten der Universität Kiel Robin S. Kähler referierte Dr. Michael Welling, der Vice President Acquisition & Portfolio Management von SPORTFIVE International, zur Thematik „Identitätsorientierte Vermarktung im Sport – Bindeglied zwischen Tradition und Kommerz?“. Hierbei vertrat er sowohl die Sichtweise des regelmäßigen Zuschauers eines Traditionsvereins als auch die kommerzielle Seite als leitender Mitarbeiter einer Marketingagentur. Das Spannungsfeld zwischen Tradition und Kommerz selbst erläuterte er explizit anhand der Namensrechte im Fußball, wo er unter anderem auf die traditionellen Stadien wie beispielsweise die Anfield Road in England und die meist verkauften Namensrechte der Bundesliga-Stadien verwies.
Mit Bernd von Geldern war ein weiterer Vertreter aus dem kommerziellen Bereich vor Ort, der mit seinem Unternehmen, DO YOU FOOTBALL, Fußballtrikots vertreibt. Den Unterschied in der Thematik sieht er darin, dass „Tradition stets beständig ist“. Als Paradebeispiel nannte er hierzu den FC St. Pauli, der trotz des damaligen Abstiegs aus der 1. Bundesliga bis in die Regionalliga lediglich einen Besucherrückgang von 28 Prozent zu verzeichnen hatte.
Die Diskussionsrunde zur Thematik „Innovationen und Regeländerungen im Sport – ein Traditionsbruch?“ leitete erneut Robin S. Kähler ein, bevor er an den Moderator der Fachtagung Torsten Knippertz übergab, der durch die Diskussion mit Hansjörg Wirz, Frank Lebert, Lutz Buschkow und Norbert Warnatzsch führte. Generell kamen sie zu der Auffassung, dass die so genannten „Randsportarten“ außerhalb des Fußballs Regeländerungen benötigen, um die Attraktivität für die Zuschauer weiterhin zu steigern. Besonderes Augenmerk wurde hierbei auf den Schwimm- und Leichtathletiksport gelegt.
Im weiteren Verlauf der Fachtagung blickpunkt sportmanagement referierte mit Adham Srouji der Leiter des Bereichs Marketing und Vertrieb der TSG Hoffenheim über die Besonderheiten des Markenaufbaus von professionellen Sportvereinen mit junger Tradition sowie Prof. Dr. Florian Riedmüller, der das Spannungsfeld zwischen Tradition und Kommerz mit seinem Vortrag „Südafrika 2010 – zwischen Tradition und Moderne“ auch außerhalb Deutschlands durchleuchtete.
Zum Abschluss der mittlerweile 9. Fachtagung trafen sich Lars Conrad, Axel Achten, Dr. Franz-Josef Kemper, Dr. Sven Güldenpfennig und Friehard Teuffel zur zweiten Podiumsdiskussion, wo insbesondere auf die Auswirkungen der Kommerzialisierung auf die Olympischen Spiele eingegangen wurde. Ein letztes Schlusswort von Torsten Knippertz und der OK-Leitung beendeten eine erfolgreiche Fachtagung und setzen neue Erwartungen in das zehnjährige Jubiläum im kommenden Jahr.
Seit 2001 organisieren die Sportmanagement-Studenten der Fakultät Salzgitter die Fachtagung blickpunkt sportmanagement frei nach dem Motto „Von Studenten, für Studenten“. Ohne anfangs vorhandene monetäre Mittel gilt es für die Studenten eine Veranstaltung im Bereich des Sportbusiness zu organisieren, bei der zu einem bestimmten Thema die Verbindung zwischen Sport, Medien und Wirtschaft hergestellt werden soll. Das im Studium Erlernte soll durch die einjährige Organisation der Fachtagung in die Praxis umgesetzt werden und als eine erste Vorbereitung auf den Einstieg in das Berufsleben dienen.
1 Kommentar:
Lieber Herr Watzke aus Leverkusener Sicht kann ich das nicht verstehen.
Immerhin waren 4000 Bayerfans beim ersten Saisonspiel in Dortmund und haben Ihre Kassen mit Kohle vollgemacht. Ich dachte Werksclubs würden keine Auswärtsfans mitbringen? Dieser Werksclub bringt mit!
Und Tradition?
Sie wissen schon dass Bayer Leverkusen 1904 von ehrlichen Arbeitern aus dem Bayerwerk gegründet wurden? Was macht die denn schlechter als ihre Kohlekumpels zu dieser Zeit?
Und ohen Kommerz hat Leverkusen dann in den 30iger Jahren den Aufstieg in die 2. Liga und dann in den 50igern den Aufstieg in die Oberliga West geschafft. Dort gegen Mannschaften wie Dortmund, Schalke oder Gladbach um den Einzug zur Endrunde der deutschen Meisterschaft gespielt und 1955 nur um 3 Punkte gescheitert.
Weiterhin 1988 in einem packendem Uefapokalwunder den Pott geholt und auch 1993 den DFB-Pokal gewonnen.
1988 standen kaum Nationalspieler für Leverkuen auf dem Platz und trotzdem war man erfolgreich!
Erschreckend wie uninfromiert mansche Leute im Profifussball sind.
Herr Watzke kommen Sie mal zu einem Auswärtsspiel von Bayerleverkusen in den Bayerfanblock, dann können Sie urteilen!
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