Freitag, 14. März 2014

Ein paar Gedanken zum (ge)Fall(enen) Uli Hoeneß

Beim FC Bayern München findet momentan das pure Kontrastprogramm statt. Während die Mannschaft um Kapitän Philipp Lahm seit Monaten Fußball wie von einem anderen Stern spielt, durchlebt Uli Hoeneß, der Vater des Erfolges, privat wohl die schwerste Zeit seines Lebens. Denn gestern wurde die vielleicht wichtigste Persönlichkeit in der Geschichte der Rot-Weißen wegen Steuerhinterziehung zu 3 Jahren und 6 Monaten Haft verurteilt.

Für mich persönlich, also aus Sicht eines langjährigen Bayern-Fans, hatte Uli Hoeneß in den vergangenen Jahren eine absolute Vorbildfunktion. Was er anpackte wurde zu Gold und wo er reingrätschte, ging er stets als Gewinner hervor, auch wenn er mit seinen Meinungen bei vielen Fußballfans und Kollegen böse aneckte. Seine Arbeit als Funktionär spiegelte sich in den Erfolgen des FC Bayerns wider.

Auch als erstmals die Meldung ans Tageslicht kam, Uli Hoeneß habe Steuern hinterzogen und sich selbst angezeigt, fing das Denkmal nicht an zu bröckeln. Ganz im Gegenteil, denn ein weiteres Mal wusste ich die Ehrlichkeit des Bayern-Präsidenten zu schätzen. Doch mit dem Beginn des Gerichtsverfahrens am Anfang der laufenden Woche und der Veröffentlichung der Steuerschulden von mehr als 27 Millionen Euro, machte sich in mir große Enttäuschung breit.

Bis zur Verkündung des Urteils am gestrigen Donnerstag hatte ich noch auf eine milde Strafe, wenn nicht sogar Freispruch gehofft, was auf Grund der Höhe der hinterzogenen Steuern eigentlich absolut utopisch gewesen ist. Das Problem dabei war, dass ich Hoeneß, dem jeder Fan zu Dank für die hervorragende Arbeit der letzten Jahrzehnte verpflichtet ist, noch immer mit der Bayern-Brille betrachtete und eben nicht als Normalsterblichen. Daher hatte ich auch weiterhin das Verlangen, voll und ganz hinter Hoeness zu stehen, was mich dazu veranlasste, folgenden Tweet zu senden, der nicht überall positiven Anklang fand:


Wenig später wurde mir bewusst, dass die Thematik rund um Uli Hoeness nicht polarisierender hätte sein können. Wie auch in der Fußball-Bundesliga gab es die Fans des FC Bayern und diejenigen, die den deutschen Rekordmeister abgöttisch hassen. Im Fall Hoeness verhielt es sich genauso, nur dass die Brisanz eine weitaus größere war.

Die passenden Worte zur explosiven Stimmung zwischen den beiden Lagern fand der ehemalige Nationalspieler Christoph Metzelder, der immerhin versuchte, die erhitzte Twittergemeinde, mit wenigen (klugen) Worten zu beruhigen.


Aus neutraler Sicht bin ich mittlerweile zu der Einsicht gekommen, dass das ausgesprochene Urteil absolut gerechtfertigt ist. Aus der Fanperspektive vermischt sich hingegen die Enttäuschung über das naive Handeln von Uli Hoeneß mit einer gehörigen Portion Ungewissheit. Schließlich steht in den Sternen, wie es mit dem Verein und insbesondere der Führungsetage in naher Zukunft weitergehen wird. 

Dass ich Uli Hoeneß weiterhin den Rücken stärken werde, steht völlig außer Frage. Fakt ist, dass das, was der Rekordmeister Hoeneß zu verdanken hat, unbezahlbar ist. Und so freue ich mich schon jetzt auf den Hohn und Spott, den ich mir in der kommenden Woche im Auswärtsblock zusammen mit vielen anderen FCB-Anhängern beim FSV Mainz 05 anhören darf. Denn gerade jetzt zählt "Mia san mia" und "Pack ma´s" mehr denn je.

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